Bravouröse Aufführungen in Dillingen und Saarbrücken
Walter Niederländer strahlt: "Das war das größte Erlebnis in meiner Laufbahn als Chorleiter!" Nach der ersten Aufführung im Dillinger Lokschuppen am 24. März hat der zum SCV-Jubiläum ins Leben gerufene Projektchor gemeinsam mit dem Sinfonieorchester des Landkreises Kaiserslautern und der Solistin Eva Eiter Karl Jenkins’ "Stabat Mater" ein weiteres Mal am 26. Mai in der Saarbrücker Congresshalle aufgeführt. Den bei beiden Konzerten zahlreich erschienenen Zuhörern wurde ein wunderbares, sinnliches Hörerlebnis geboten, das einen tief berührte.
Niederländer hatte die Idee zu diesem Konzert, und er hat sie als musikalischer Leiter mit beispiellosem ehrenamtlichem Engagement und viel Herzblut umgesetzt. Über 200 Sänger/-innen konnte er mobilisieren. Sie alle, die aus den verschiedenen Kreisen des Chorverbands sowie aus Frankreich und aus der Pfalz kamen, scheuten weder Kosten noch Mühen, um Teil dieses "monumentalen Jubiläumskonzertes", wie es die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Begrüßung in Dillingen bezeichnete, zu sein. Am Anfang sei vieles ungewiss gewesen, so Niederländer, doch ab der ersten Probe habe es bei den Sängern/-innen eine Begeisterung gegeben, die nicht mehr abebbte. Gut besucht waren die Proben – insgesamt zwölf bis zur ersten Aufführung –, die anfangs in Regionalgruppen an mehreren Orten unter Assistenz von Carina Brunck, Susanne Mayer, Harald Nilius und Daniel Franke, allesamt SCV-Chorleitungsseminar-Absolventen, später dann gemeinsam in Saarbrücken durchgeführt wurden. Die organisatorischen Fäden im Hintergrund zog dabei Rolf Hippchen.
Ihnen allen galt der Dank von SCV-Präsidentin Marianne Hurth, die in ihrer Begrüßung auch die Bedeutung des Chorverbands im Kulturleben unterstrich: "Das Jubiläumsjahr soll in mehrfacher Hinsicht den SCV in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken: als große Gemeinschaft singender Menschen, als wegweisenden, zukunftsfähigen Dachverband mit qualitätvoller chormusikalischer Ausprägung, als machtvollen Ideenträger des Laienmusizierens und als unverzichtbaren Partner in allen kulturellen Belangen." Dies bekräftigte beim Saarbrücker Konzert als Schirmherr der saarländische Minister für Finanzen und Europaangelegenheiten Stefan Toscani, der auch den Reichtum des Saarlandes, was die Aktivitäten in Sachen Kultur angeht, hervorhob.
Kurzweilig gestaltete sich das Konzert, 90 Minuten waren wie im Nu verflogen. Nach instrumentalem Auftakt mit Ravels "Pavane pour une infante défunte" übergab Orchesterleiter Alexander Mayer den Taktstock an Walter Niederländer für das Dirigat der 2008 in Liverpool uraufgeführten Jenkins’schen Interpretation der Marienklage "Stabat Mater". Jenkins Stil trifft den heutigen Musikgeschmack. Er verbindet Elemente der klassischen Musik mit Jazz, Filmmusik, Minimal Music zu einer spannungsreichen wie gefälligen Synthese. Ein auffälliges Kompositionsprinzip dabei ist, dass Jenkins sich oftmals auf wenige rhythmische ostinate Figuren beschränkt und durch die Wiederholung der Motive große Eindringlichkeit schafft. Durch lyrische Cantilenen, Farbenreichtum in der Orchestrierung und interessante Harmonik gelingt es seiner Musik, Stimmungen von Trauer, Sehnsucht und Hoffnung zu erzeugen, die den Zuhörer anrühren und ihn am Schmerz Mariens, stellvertretend für den Schmerz vieler Menschen in unserer heutigen Welt, teilhaben lässt. Dabei ermöglicht das Hinzufügen zeitgenössischer Texte zum lateinischen "Stabat Mater"-Text dem Hörer eine bessere Identifikation mit der Thematik.
Unter der Leitung von Walter Niederländer schmolz der große Chor zu einem homogenen Klangkörper zusammen. Aufmerksam reagierten die Sänger/-innen auf sein Dirigat, die Musizierfreude war ihnen deutlich anzumerken. Eva Eiter interpretierte die Soli klangschön mit viel Gefühl und stilistischer Sicherheit. Sie vermochte die arabisch-aramäischen Gesänge ebenso authentisch wiederzugeben wie die klassischen und popularen. Das Sinfonieorchester des Landkreises Kaiserslautern musizierte sehr solide und trug damit wesentlich zum Erfolg des Konzertes bei. Bisweilen konnte die mit großer Intensität dargebrachte Marienklage in den profanen Konzertsälen in Dillingen und Saarbrücken eine sakrale Aura entfalten. Besonders aufwühlend: das zentrale, dramatisch treibende "Sancta Mater" und schließlich das sich grandios steigernde Finale "Paradisi gloria", das eine hypnotische Wirkung entfaltete, die einem fast den Atem verschlug. Tief ergriffen spendeten die Besucher lange Beifall, als Zugabe erklang das bekannte "Adiemus" von Karl Jenkins. Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer hatte gewünscht, dass das Konzert ein gelungener Auftakt ins Jubiläumsjahr des SCV werde. Der Wunsch ging in Erfüllung!