Die diesjährige Chorleiterinnen- und Chorleiterversammlung des Saarländischen Chorverbands fand am 24. April im Bürgerhaus Dudweiler statt. Die Versammlung wird in der Regel einmal jährlich einberufen und hat satzungsgemäß den Zweck, die Arbeit des Verbandsmusikausschusses beratend zu begleiten, gemeinsam Handlungsfelder, Gestaltungsfragen und -aufgaben zu thematisieren, nach Arbeitsinhalten und geeigneten Organisationsstrukturen zu suchen, sowie dem Verbandsvorstand eine/n Verbandschorleiter/in und deren/dessen Stellvertreter vorzuschlagen. Aus organisatorischen Gründen hatte man erstmals die Versammlung mit dem Chorverbandstag zusammen terminiert, also vormittags Treffen der Chorleiter, nachmittags Jahresversammlung des SCV. Eine höhere Teilnehmerzahl bedingte dies jedoch nicht. Lediglich 24 der rund 250 Chorleiter im Verband fanden sich zur Chorleiterversammlung ein, was tendenziell der mageren Resonanz der Vorjahre entspricht.
Präsidentin Marianne Hurth gab in ihrem Grußwort einen Überblick über die Verbandsaktivitäten der letzten Monate und dankte dem Musikausschuss und den Chorleitern für ihre Arbeit im vergangenen Jahr. Anschließend reflektierte Verbandschorleiter Alexander Mayer kritisch die musikalische Arbeit des SCV: Die Angebote für Chorsänger – Chor Total, Jazzchor-Workshop, Stimmbildungsseminar – wurden 2009 allesamt erfolgreich durchgeführt und wurden/werden 2010 erneut angeboten. Zukünftig soll das Angebot für Sänger (wieder) erweitert werden, da in den vergangenen Jahren vor allem die Förderung der Chorleiter im Fokus der Musikausschussarbeit stand.
Das Chorleitungsseminar verzeichnet mittlerweile überwiegend junge Teilnehmer, während es vor wenigen Jahren noch eine starke Altersmischung gab. Neben inhaltlichen Neuerungen wurden auch Prüfungen mit Benotung eingeführt. Die Chorleiterwoche, die der geforderten steten Weiterbildung von Chorleitern Rechnung tragen und daneben als Austausch-, und Begegnungswoche für Chorleiter dienen soll, wurde bislang gut angenommen, doch wird zukünftig eine noch bessere Resonanz erhofft. Gut angenommen wurden auch Spezialangebote wie "Orchesterleitung für Chorleiter", die beibehalten werden. Das Seminar Kinderchorleitung wurde 2010 bereits zum dritten Mal mit großem Erfolg durchgeführt, so dass nun im Herbst 2010 eine Folgeveranstaltung für Fortgeschrittene stattfindet. Gut angenommen wurde auch die 2010 erstmals offerierte "Stimmbildung für Chorleiter", die ebenfalls fortgeführt wird. Wegen mangelnder Resonanz wurde allerdings die Chorleiterfortbildung "Jazzchorleitung" bereits zweimal abgesagt. Hier will man Inhalte und Bewerbungsmodi überdenken.
Als musikalische Veranstaltung wurde das Neujahrskonzert ausgerichtet, das auch 2010, diesmal in der Stiftskirche St. Arnual, wieder starkes Publikumsinteresse fand. Als Kooperationspartner fungiert der SCV beim Kinder- und Jugendchorwettbewerb des Clubs SR-Freunde, zuletzt im März 2010, sowie bei Festivals wie "StadtKlangFluss" und zukünftig auch dem Saarländischen Chorfestival in St. Ingbert.
Der mit enormem Kraftaufwand seitens des SCV vor zwei Jahren ins Leben gerufene Landesjugendchor (LJC) ist hinsichtlich Chorgeist, Zusammenhalt und Konzertaktivitäten bislang sehr erfolgreich, auch hat der Chor quantitativ wie qualitativ ein hohes Niveau erreicht. Ob er sich dauerhaft etablieren kann, sei, so Mayer, jedoch erst nach etwa fünf Jahren abzuschätzen.
Im Rückblick auf seine dreijährige Tätigkeit als Verbandschorleiter resümierte Mayer, der SCV sei derzeit in guter Führung, die Zusammenarbeit der Gremien sei hervorragend, hinzu komme ein positiver Jahresabschluss 2009, insgesamt also eine gute Ausgangslage für das Kommende. Nicht gelungen sei es jedoch, ein "Wir-Gefühl" zu schaffen; Indiz hierfür sei unter anderem auch der beschämend schlechte Besuch einiger LJC-Konzerte in 2009. Eventuell könne das 2012 anstehende 150-jährige Verbandsjubiläum dazu beitragen, dieses "Wir-Gefühl" neu zu suchen, zu gewinnen und zu pflegen. Schließlich wünschte Mayer den Chorleitern "Mut, mit den Chören wieder an Wettbewerben teilzunehmen". Wettbewerbe hätten mittlerweile eine "falsche" Wertigkeit, der zufolge nur noch der Gewinner zähle. Die ursprüngliche Intention, sich der Kritik zu stellen als Möglichkeit der eigenen Standortbestimmung und letztlich als Bereicherung und Ansporn werde dagegen leider immer weniger gesehen.
Die folgende Aussprache setzte sich vor allem mit der Frage der Altersverschiebung im Chorleitungsseminar sowie der mangelnden Resonanz für das Seminar Jazzchorleitung auseinander. Hinsichtlich des ersten Punktes bestätigten die Chorleiter einen weiterhin bestehenden Bedarf an Vizechorleitern, gaben jedoch zu bedenken, dass die Chorleiterausbildung für die zumeist familiär und beruflich stark eingebundene Altersstufe 35-50 möglicherweise zu arbeits- und zeitintensiv sei. Eindrücklich bat Alexander Mayer die Chorleiter, in ihren Chören potentielle Kandidaten zur Teilnahme an der Chorleiterausbildung zu ermutigen und eventuelle Befürchtungen, das Niveau dort sei zu hoch, zu zerstreuen. Angst sei unbegründet, da die Ausbildung individuell auf die Befähigungen und Bedürfnisse der Einzelnen eingehe.
Zur mangelnden Resonanz für das Seminar Jazzchorleitung wurden mehrere Gründe angeführt. Unter anderem sei vielen Chorleitern nicht klar, dass Jazzchor andere Anforderungen stelle. Von "klassischen" Chorleitern, die nur hin und wieder Jazzliteratur singen, werde diesbezüglich kein Weiterbildungsbedarf gesehen. Auch sei der Name "Jazzchorleitung" irreführend: Pop ist nicht Jazz oder Swing und Gospel ist wieder etwas anderes; zu finden sei ein konkreterer Seminarname, der die verschiedenen Stile umfasse. Auch sei die Bewerbung zu intensivieren. Zudem könne man das Seminar kombiniert für Chorleiter und Sänger anbieten.
Bei den anschließenden Wahlen verzichtete Alexander Mayer aufgrund beruflicher Verpflichtungen als neuer Musikdirektor von Neuchà¢tel/Schweiz auf eine Wiederkandidatur als Verbandschorleiter, bot jedoch an, als berufenes Mitglied im Musikausschuss weiterhin mitzuarbeiten. Auch brachte er einen Personalvorschlag ein, der die einhellige Zustimmung der Versammlung fand: Neuer Verbandschorleiter des SCV wird Harald Bleimehl, der bereits im vergangenen Jahr als Dozent bei Chor Total für den SCV tätig war. Bleimehl studierte Schulmusik an der Hochschule für Musik in Saarbrücken sowie Musikwissenschaft und Politik an der Universität des Saarlandes. Danach absolvierte er ein Dirigierstudium mit Schwerpunkt Chorleitung an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf. Daneben vertiefte er seine Chorleitertätigkeit auf Kursen u.a. bei Eric Ericson, Gary Graden, Robert Sund und Stan Engebretson. Von 1991 bis 2006 war er Kirchenmusiker an der Ev. Stadtkirche von St. Wendel, seit 2000 unterrichtet er am Albertus-Magnus-Gymnasium in St. Ingbert, wo er großen Wert auf Ensemblearbeit legt (Schulchor, Lehrer-Eltern-Ehemaligenchor, Kammerorchester, Band). Er leitet seit 2003 den Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerchor. Im August 2008 wurde er zum Landesfachberater Musik ernannt.
Marita Grasmück verzichtete auf eine erneute Kandidatur als stellvertretende Verbandschorleiterin. Ihre Stelle nimmt nun Horst Müller, langjähriges Musikausschuss-Mitglied, SCV-Dozent und Leiter des Jazzchors "92 Hertz", ein. Als weiterer stellvertretender Verbandschorleiter wurde Walter Niederländer in dieser Funktion bestätigt. Dem neuen Verbandschorleiter Harald Bleimehl wünschte Präsidentin Marianne Hurth abschließend eine konstruktive Zusammenarbeit mit den SCV-Gremien und ein "Wohlfühlen im Verband".