Zum Umgang mit der alternden Stimme
Die diesjährige Chorleiterinnen- und Chorleiterversammlung des Saarländischen Chorverbandes fand am 16. Mai im Gasthaus Waldstube in Saarwellingen statt. Die Versammlung, die in der Regel einmal jährlich einberufen wird, bietet einerseits Gelegenheit zum Gedankenaustausch über die musikalische Ausrichtung und die Projekte des SCV – sehr wichtige Impulse gingen in den vergangenen Jahren von diesen Diskussionen aus. Darüber hinaus bietet das Chorleitertreffen auch die Chance zum Erfahrungsaustausch unter Kollegen, eine Möglichkeit, die leider oft zu kurz kommt, scheinbar aber auch wenig gesucht wird: Neben den SCV-Vertretern fanden lediglich 20 Chorleiterinnen und Chorleiter, also geschätzte zehn Prozent aller Chorleiter im Verband, den Weg nach Saarwellingen – eine magere Resonanz. Die letztjährige Aufforderung an die Vereinsvorstände, ihre Chorleiter anzuhalten, die Chorleiterversammlung zu besuchen und davon zu berichten, hat bislang offenbar wenig Früchte getragen.
Da keine Wahlen anstanden, verzichtete man auf Regularien und Tagesordnung. Stattdessen wurde ein Thema in den Mittelpunkt des Treffens gestellt: der "Umgang mir der alternden Stimme". Hierzu gab es einen Fachvortrag von Ruth Maria Kronenfeld, Lehrlogopädin an der Medan Schule für Logopädie sowie Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin an der Universitätsklinik des Saarlandes in der Abteilung Neurologie, seit 1998 auch offizielle Stimmbildnerin des Chorverbands Rheinland-Pfalz. Kronenfeld erläuterte zunächst den biologischen Alterungsprozess der Stimme, der durch Krankheit und hormonelle Veränderungen noch beschleunigt werden kann. Er hat zur Folge, dass der Tonumfang kleiner und die Stimme matter, brüchiger, bei Frauen auch schriller wird. Erklärt wurden die Prozesse, die dazu führen, dass bei Männern im Alter die Stimme bis zu einer Quart höher werden kann, bei Frauen dagegen bis zu einer Quart tiefer. Der Alterungsprozess kann jedoch verlangsamt bzw. aufgehalten werden, nämlich durch richtiges Singen, d.h. durch Singen mit richtiger Stimmgebung. Neben dem Einhalten allgemeiner Grundsätze zum Thema Essen und Trinken und zur Lufttemperatur und -feuchtigkeit beim Singen (grundsätzlich nicht zu: scharf, heiß, kalt, trocken, rauchig, hochprozentig) sind hierbei Stimmschulung und Stimmbildung, Einsingübungen, Körperhaltung, Bewegung, Atemtechnik und Artikulation maßgeblich. Hierzu gab die Dozentin zahlreiche Tipps und demonstrierte in einem praktischen Teil Atem- und Einsingübungen, die von den Versammlungsteilnehmern nachvollzogen wurden, was regen Zuspruch fand. Offenbar besteht ein großer Bedarf an besserem Wissen um die das Singen betreffenden biologischen Bedingungsfaktoren und um einen zielgerichteten, Verschleißerscheinungen vorbeugender Umgang damit. Frau Kronenfeld hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, für die Herbstausgabe von "Chor an der Saar" ihre Ausführungen schriftlich niederzulegen. Auch wird sie dem SCV in Zukunft als Dozentin zur Verfügung stehen.
Die positive Resonanz auf den Vortrag und die anschließende Diskussion, in der auch Themen wie der Zusammenhang von abnehmender Hörleistung und Tonwahrnehmung und der Einsatz von Hörgeräten problematisiert wurden, lässt die Fokussierung auf ein bestimmtes Thema mittels Fachvortrag als geeignetes Modell für zukünftige Chorleiterversammlungen erscheinen. Diese können hierdurch an Attraktivität gewinnen, was sich dann auch hoffentlich in höheren Teilnehmerzahlen widerspiegelt.
Verbandschorleiter Alexander Mayer bewarb abschließend das Projekt "StadtklangFluss", die im Spätsommer anstehenden Konzerte des Landesjugendchores sowie die Seminare des SCV, die sich speziell an Chorleiter richten, so die Chorleiterwoche und der Workshop Orchesterleitung für Chorleiter. Als Novum wird 2010 ein Seminar angeboten, in dem Techniken der Stimmbildung für Erwachsenenchöre und für Kinderchöre vermittelt werden. Im Bereich Kinderchorleitung wird es ein Fortgeschrittenenseminar geben und auch für Jazzchorleitung wird es ein Angebot geben. Mayer berichtete auch von der Einrichtung einer "Chorleiterfeuerwehr" und deutete eine sich anbahnende Zusammenarbeit mit dem Bistum Trier an.