Chorleiterausbildung Saar-Lor-Lux – „Premiere“ erfolgreich abgeschlossen
Am 12. Oktober präsentierten die Teilnehmer der diesjährigen Chorleiterausbildung im Rahmen eines Abschlusskonzerts in der Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung in Ottweiler das Erlernte der Öffentlichkeit. Wer wegen Chormusik gekommen war, erlebte zunächst eine Überraschung: Schwarz gekleidet zogen die Ausbildungsteilnehmer, rhythmisch sich auf die Beine schlagend, auf den Boden trampelnd, in die Hände klatschend und mit den Fingern schnipsend, am erfreulich zahlreich erschienenen Publikum vorbei und betraten die Bühne – „Body Percussion“ war das, was da unter dem Dirigat von Stephanie Persch vorgeführt wurde und auch Bestandteil der Chorleiterausbildung ist, wie Seminarleiter Bernhard Schmidt erläuterte.
Die Ausbildung wurde in diesem Jahr erstmals in deutsch-französisch-luxemburgischer Kooperation durchgeführt, also vom Saarländischen Chorverband gemeinsam mit den grenznahen Chorinstituten INECC Mission Voix Lorraine und INECC Luxembourg. Entsprechend hoch war mit 26 die Zahl der Teilnehmer, eine illustre internationale Schar, die für das Ansehen und die Qualität der Ausbildung sprechen mag, Kirchenmusiker, (angehende) Chorleiter und Gesangspädagogen aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg, ebenso – zumindest in Fachkreisen bekannte – Musiker wie der mexikanische Gitarrist Raúl Zambrano, der polnische Komponist Marcin Wierzbicki oder Chang-Kyu Lim, Opernsänger am Saarbrücker Staatstheater.
Der Veranstalterkooperation entsprechend war das Dozententeam trinational aufgestellt mit SCV-Verbandschorleiter Bernhard Schmidt (Dirigieren und Seminarleitung), Walter Niederländer (Dirigieren), Camille Kerger (Stimmbildung und Gesang), Manuela Söhn (Stimmbildung und Gesang), Carina Brunk (Dirigieren), Jean-Paul Majerus (Dirigieren), Ingo Fromm (Ausdruck und Textarbeit) sowie den Juniordozenten Stephan Kocheise und Moritz Haardt. Und auch die Ausbildungseinheiten – vier Wochenenden und eine Seminarwoche – fanden im Wechsel in Metz, Luxemburg (Stadt) und Ottweiler statt.
„Für alle Teilnehmer und Dozenten war es eine neue Erfahrung“, schilderte Bernhard Schmidt seine Eindrücke bereits in der letzten „Chor an der Saar“: „Wie würde sich die erste Ausgabe unseres deutsch-französisch-luxemburgischen Chorleiterseminars anlassen? Würde die Sprachbarriere ein Problem darstellen? Wie würden die ganz unterschiedlichen musikalischen, kulturellen und pädagogischen Erfahrungen und Ansätze zusammen passen? Die Spannung löste sich schnell: nach dem ersten vorsichtigen gegenseitigen Beschnuppern am ersten Wochenende der Ausbildung in Luxemburg zeigte sich, dass die Sprache der Musik und der Gestik eben über nationale Denkmuster oder Sprachschätze hinaus reicht. Und sollte doch einmal etwas theoretisch erklärt werden müssen, so fand sich bei den 26 Teilnehmern immer schnell ein Sitznachbar, der in die eine oder andere Richtung übersetzen konnte. Spätestens beim gemeinsamen Essen und – nicht zu unterschätzenden – Biergenuss am Abend wurden dann die letzten Sprachblockaden überwunden.“
Gefördert wurde die Chorleiterausbildung 2014 zu 50 Prozent mit Mitteln des EU-Programms „INTERREG IV A Großregion“, welches auf die Intensivierung der grenzüberschreitenden kulturellen Zusammenarbeit abzielt. Dass die Gelder gut angelegt sind, davon konnte man sich beim 90-minütigen Konzert der Absolventen überzeugen. Viele Dinge habe die Ausbildung abzudecken, auch musikalisch, so Bernhard Schmidt, der durch das Programm führte und einzelne Beiträge am Flügel begleitete. Dementsprechend präsentierte der Seminarchor Werke aus fast 500 Jahren Musik, Weltliches und Geistliches, überwiegend in getragenem, ruhigen Duktus, beginnend bei der englischen Renaissance, verweilend in der Romantik und endend in der Gegenwart mit zeitgenössischen Komponisten wie Rutter, Shaw oder Oliver Gies, dessen Version von Rammsteins „Engel“ den Abschluss bildete.
Die Programmzusammenstellung berücksichtigte natürlich Grundlagen, besondere Probleme und verschiedene Schwierigkeitsgrade des Dirigats und war angepasst an die individuellen Fähigkeiten der Absolventen. Diese dirigierten im Wechsel und beeindruckten dabei überwiegend mit sicherer, einfühlsamer Leitung des Chores – der in der Ausbildungsgemeinschaft gewachsene Zusammenhalt bot offensichtlich auch Halt und eine gewisse Geborgenheit. Und nicht nur das: Der gemischte Seminarchor imponierte zumeist auch mit beachtlicher Homogenität, Stimmsicherheit sowie Emotionalität. Überproportional vertreten waren die Männerstimmen, welche dann auch Männerchöre wie Franz Abts „Abendglocken“ oder Poulencs „Quatre Prière“ gekonnt interpretierten.
19 der Teilnehmer schlossen die jeweilige Ausbildungsstufe mit Prüfung ab, überwiegend mit sehr gutem Ergebnis, fünfmal sogar mit hervorragendem Erfolg, wobei einmal die Höchstpunktzahl 25 vergeben wurde (Nathalie Nilles).
Die Stufe C III zum Chorleiter haben abgeschlossen:
Nicolas Billaux
Julia Gerber
Chang-Kyu Lim
Die Stufe C II zum Vizechorleiter absolvierten:
Klemens Bott
Cyril Dalmar
Marie-Laure Deldemme
Pierre Falkenrodt
Saskia Franz
Jutta Hamm
Stefan Krämer
Ralf Loibnegger
Antoine Normand
Thomas Schmidt
Marcin Wierzbicki
Raúl Zambrano
Und die Stufe C I (Chorleiterassistent) belegten:
Beate Arend
Franziska Leonardy
Nathalie Nilles
Frank Simon
Helmut Rothaar (ohne Prüfung)
Ania Konieczny belegte die neu eingeführte Ausbildungsstufe C4 (Weiterbildung und Auffrischung, ohne Prüfung), fünf weitere Teilnehmer hatten sich für eine passive Teilnahme ohne Prüfung entschieden.
Die Abschlusszeugnisse erhielten die Absolventen vom SCV-Vizepräsidenten Thomas Schmitt überreicht, der die Bedeutung der Chorleiterausbildung für die Zukunft des Verbandes unterstrich und auch dem Dozententeam für die hervorragende Arbeit herzlich dankte.
Einen kleinen Wermutstropfen gab es dann doch noch: Walter Niederländer beendet seine Tätigkeit im Dozententeam. Die Entscheidung, die ihm nicht leicht fiel, hat er bereits vor einigen Monaten getroffen. Im Namen der Dozenten dankte ihm Manuela Söhn für seine engagierte Mitarbeit seit 2007, seine „kollegiale, musikalische, pädagogische, freundschaftliche, väterliche Unterstützung“ sowie für „viele schöne Momente“. Gerührt dankte auch Niederländer für die vielen schönen Jahre und versprach immerhin, als „Dozentenfeuerwehr“ weiterhin zur Verfügung zu stehen.
Die Vorarbeiten für die Chorleiterausbildung 2015 laufen mittlerweile auf Hochtouren. Die voraussichtlichen Termine sind:
16.05. – 17.05. Luxemburg
19.06. – 21.06. Jugendherberge Homburg (parallel zu Musik City)
10.07. – 12.07. Landesakademie in Ottweiler
24.08. – 30.08. Metz
18.09. – 20.09. Landesakademie in Ottweiler