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SCV-News | 28. Januar 2016

Keine Bange um die Zukunft des Chorgesangs im Saarland – Großer Andrang beim SCV-Neujahrskonzert in Homburg-Erbach

Bis auf den letzten Platz besetzt war die Pfarrkirche St. Andreas in Homburg-Erbach beim SCV-Neujahrskonzert am 24. Januar. Der Andrang war so groß, dass sogar die Empore mit Zuschauern gefüllt wurde, noch Stühle herbeigeschafft und sogar Stehplätze in Kauf genommen wurden. Rund 600 Zuhörer, einschließlich der Mitwirkenden, wurden schließlich gezählt – sie alle wurden für ihr Kommen reichlich belohnt.
Nach der Begrüßung durch den SCV-Vizepräsidenten Thomas Schmitt, der auch durch das Programm führte, eröffnete der gemischte Chor Sing’n’Swing (www.singnswing.de ) das Konzert. Der Homburger Chor, der nunmehr schon im 20. Jahr besteht, ließ mit "There is faint music" (Dan Forrest), "Bogoroditse Devo" (Arvo Pärt) und "Notre père" (Maurice Duruflé) schnell eine ruhige, zart-melancholische Stimmung im Kirchenraum aufkommen, welche zum konzentrierten Zuhören einlud. Mit dem Dargebotenen ließ der Chor zugleich eine Repertoire-Vielseitigkeit erahnen, welche man unter seinem Namen zunächst vielleicht gar nicht vermutet. Eine Freude auch zu sehen, wie Matthias Rajczyk, der den Chor seit fünf Jahren leitet, "seine" Sängerinnen und Sänger mit leidenschaftlichem Dirigat motivierte. Zum Abschluss gab es Carl Orffs "O Fortuna", stimmgewaltig wie bewegend dargeboten, ein erster eindrücklicher Höhepunkt, zugleich ein kleiner Vorgeschmack auf das Festkonzert zum 50-jährigen Bestehen des Homburger Sinfonieorchesters am 22. Mai, 11 Uhr, in der Erbacher Turnhalle. Hierbei wird Sing’n’Swing mit anderen Chören aus Homburg und der Umgebung gemeinsam mit dem Sinfonieorchester die "Carmina Burana" aufführen.
Tiefernst, fast schon schwermütig dann der Auftritt des Bexbacher Schubert-Chors (www.bexbacher-schubertchor.de ) unter Leitung von Chormusikdirektor Paul O. Krick. Der bekannte, 1953 gegründete Männerchor sang unter Klavierbegleitung Kricks Franz Schuberts "Ave Maria", dann zwei Mörike-Lieder von Hugo Wolf, "Herr, schicke, was du willt" und das traurig-melancholische "Lass, o Welt, o lass mich sein", besser bekannt unter dem Titel "Verborgenheit", sowie das der Sterbeliturgie entstammende "In paradisum" in der Vertonung Gabriel Faurés. In dem neogotischen Sakralraum verfehlten die geistlichen Gesänge ihre Wirkung nicht. Gemeinsam mit dem Saarländischen Frauenchor brachte der Schubert-Chor anschließend den Psalm "Denn er hat seinen Engeln befohlen" aus Mendelssohns Elias zu Gehör.
Der 2003 mit Sängerinnen aus Frankreich und Deutschland gegründete Saarländische Frauenchor (www.saarlaendischer-frauenchor.de ), seit 2008 unter Leitung der Gesangspädagogin und Opernsängerin Marion Wildegger-Bitz, widmete seinen Auftritt dem Themenkreis Abend und Nacht – was optisch auch gut korrespondierte mit dem gemalten Sternenhimmel im Kirchengewölbe. Es erklangen Rameaus "Hymne à  la nuit", "Gute Nacht" (Rheinberger), "Guten Abend, Gut‘ Nacht" (Brahms), "Abendlied" (Rheinberger) sowie der "Abendsegen" von Engelbert Humperdinck, letzterer von Paul O. Krick am Klavier begleitet. Die Lust am Vortrag, mitunter resultierend aus der einfühlsamen wie beschwingt-freudigen Leitung durch Marion Wildegger-Bitz, konnte man den Sängerinnen deutlich anmerken.
Als feste Größe im SCV-Neujahrskonzert scheint sich mittlerweile der Chor des Chorleitungsseminars des jeweils abgelaufenen Jahres zu etablieren. Zum dritten Mal zeigten Teilnehmer der inzwischen in deutsch-französisch-luxemburgischer Kooperation unter Leitung von Bernhard Schmidt durchgeführten Ausbildung im Rahmen des Neujahrskonzerts eindrucksvoll das Erlernte. Der gemischte Chor trug, mit jeweils wechselnder Leitung aus den Reihen der Absolventen, überwiegend geistliche Literatur verschiedener Epochen in ruhigem, getragenem Duktus vor. Die teilweise von den Ausbildungsteilnehmern selbst eingebrachten Stücke wie "Et incarnatus est" des mexikanischen Barockkomponisten Francisco Capillas, die mecklenburgische Weise "Eija slap söting" im Satz von Josef Friedrich Doppelbauer, Poulencs "Tout puissant", ein als Männerchor dargebrachtes Lob der Allmacht Gottes, oder "Ich liebe was fein ist" von Robert Fuchs als Beitrag der deutschen Romantik konnten dabei die musikalische Vielseitigkeit der Ausbildung immerhin andeuten. Die Absolventen überzeugten mit ihrem jeweiligen Dirigat, noch mehr aber beeindruckte das gesamte Ensemble mit dem in feiner Intonation und stimmklanglicher Qualität Dargebotenen, das niemanden unberührt ließ. Besonders ergreifend dann das unter Leitung von Marcin Wierzbicki in ruhigem Fluss mit viel Gefühl vorgebrachte "Love walked right in" (Steve Zegree), bereichert mit zartem, klangschönem Solo von Claudia Uwak – ein weiterer Höhepunkt an diesem Nachmittag. Verdient der lang anhaltende Beifall.
Das Konzertfinale bestritt der Gospelchor des Homburger Gymnasiums Johanneum. In dem seit 1998 unter Leitung von Pia Maria Herrmann bestehenden Chor singen Schülerinnen und Schüler von der 7. bis zur 12. Klassenstufe vor allem Neues geistliches Liedgut, Gospels und Popsongs. Die rund 70 Jugendlichen, davon lediglich ein knappes Drittel Jungs, zauberten mit "Wurzeln tief im Boden" (Hartmut Stiegler), "Mauern überspringen", "Himmel wagen" (beide Siegfried Fietz) und den Traditionals "Amazing Grace" und "May the Lord send Angels", mehrstimmig gesungen und teilweise mit Klavier-, Cajon- und Querflötenbegleitung sowie schönen Soloeinsätzen, eine Wohlfühlatmosphäre in den Kirchenraum, die ansteckend wirkte, was mit großem Applaus belohnt wurde. Bei diesem Bild müsse einem nicht bange sein um die Zukunft des Chorgesangs im Saarland, so SCV-Vizepräsident Schmitt, der abschließend allen Mitwirkenden und dem Organisationsteam vor Ort, vor allem dem Kreis-Chorverband Homburg und seinem Vorsitzenden Frank Vendulet, sowie dem Hausherrn Dekan Pirmin Weber dankte. Die Jugendlichen des Johanneum-Gospelchors ermunterte er, beim LandesJugendChor mitzumachen und sich nach der Schule einen Chor im SCV zu suchen. Man kann also getrost erwarten, was kommen mag – dazu passte dann auch das gemeinsame Schlusslied "Von guten Mächten", mit dem Hunderte von Stimmen begeistert die Kirche klanglich füllten – ergreifender Abschluss eines gelungenen chormusikalischen Jahresauftaktes!

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